Streetwise

Die Aktion Streetwise machte auf die Situation von wohnungslosen Frauen in Frankfurt aufmerksam und stellte eine Verbindung zu Bertha Pappenheims sozialem Engagement für Frauen in prekären Lebenslagen her.

Mehr als 70.000 Frauen leben heute in Deutschland auf der Straße. Auf der Straße zu leben, ist hart. Das Leben auf der Straße ist für Frauen gefährlicher als für Männer. Sie sind häufiger Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch, auch aus den Kreisen Obdachloser. Viele Frauen ohne Wohnung sind alleine unterwegs. Sie achten auf ihr Äußeres, auf Kleidung und Körperpflege, so gut sie können. Frauen werden meist stärker nach ihrem Erscheinungsbild beurteilt. Außerdem wollen diese Frauen nicht, dass man ihnen ihr Schicksal ansieht. Sie fühlen sich sicherer so.

Im ersten Teil von Streetwise führte Elianna Renner im Oktober und November 2017 eine Fotoaktion mit wohnungslosen Frauen in der Frankfurter Innenstadt durch. Die Frauen wurden eingeladen, einen von Bertha Pappenheim verfassten Aphorismus, einen sogenannten „Denkzettel“, auszusuchen, diesen auf ein Plakat zu schreiben und auf einem zweiten Plakat mit einer eigenen Lebensweisheit zu kontrastieren. Daraus entstanden jeweils zwei Fotografien.

Als zweiter Teil von Streetwise fand im Februar 2018 ein Workshop zu Pappenheims Leben und Schaffen für BesucherInnen der Begegnungsstätte Ost 17 und der Teestube Jona statt, zwei Frankfurter Einrichtungen für Menschen in schwierigen Lebenslagen und für wohnungslose Frauen. Dabei stellten die Teilnehmerinnen im Anschluss an einen Vortrag über Bertha Pappenheim in Zusammenarbeit mit Renner Collagen her. Diese 35 Collagen wurden digitalisiert und im Rahmen des dritten und abschließenden Teils von Streetwise, einem Kunsthappening, der Öffentlichkeit als Diashow präsentiert.

In diesem dritten Teil von Streetwise ging es darum, der Öffentlichkeit eine neue Perspektive auf die Situation wohnsitzloser Frauen und ihrer Abhängigkeit von Lebensmittelspenden zu eröffnen. Die Kunstaktion führte Elianna Renner gemeinsam mit Sandra Knecht aus Basel durch. Sandra Knecht ergründet seit mehreren Jahren die Themen Heimat und Identität als Aktionskünstlerin und Köchin. Die Suche nach dem Geschmack der Straße führte die beiden Künstlerinnen zur Frankfurter Tafel, wo sie an mehreren Tagen beim Sortieren und Verpacken des Essens, beim Beladen der Transporter sowie der Essensausgabe mitarbeiteten. Am 28. Juni 2018 verarbeiteten Renner und Knecht Reste der Tafel mit Lebensmittel, die von Geschäften für das Happening gespendet wurden, zu einem Drei-Gang-Menü, welches allen Besucher*innen auf dem Paulsplatz aufgetischt wurde. An der Veranstaltung nahmen ca. 70 Personen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen teil, die sich an der gemeinsamen Tafel zusammenfanden, das Essen genossen und sich lebhaft austauschten.